Am Freitag, dem 23.08.2019, durften wir mit Herrn Prof. Stefan Roth, Ph.D. während eines entspannten Mittagessens bei Tafelspitz und Eierschwammerlgulasch über künstliche Intelligenz, besonders über autonomes Fahren, diskutieren. Stefan Roth ist Professor an der renommierten Technischen Universität Darmstadt und Dekan des Fachbereichs Informatik, zudem leitet er das Visual Inference Lab. Sein Forschungsinteresse liegt im Bereich der Computer Vision und des maschinellen Lernens. Besonders interessiert Prof. Roth dabei das semantische Szenen-Verständnis, Bewegungsberechnungen, als auch Deep Learning und probabilistische Modelle zur Personenerkennung und -Verfolgung.
So vielfältig die Bereiche sind, welche die künstliche Intelligenz berührt, so vielfältig waren auch unsere Fragen an Prof. Roth. Einige unserer Fragen betrafen juristische Aspekte, so zum Beispiel, wie und ob man Forschungsergebnisse rechtlich schützen kann und wem wissenschaftliche Erkenntnisse gehören, aber auch konkretere Fragen, wer die Schuld bei einem Unfall mit einem autonom-fahrenden Auto trägt. Prof. Roth meinte, dass es unüblich sei, Forschungsergebnisse zu schützen, da eine Universität den Forschungsauftrag von der Bevölkerung habe, die dementsprechend auch davon profitieren und sie nutzen können müsse. Was die Schuldfrage bei einem Unfall mit einem autonom-fahrenden Fahrzeug betreffe, so trage diese derzeit der oder die Fahrerin. Wie man künftig mit verbesserter Technologie damit umgehen könne, werde sich noch erweisen.
Wir erörterten weiters die Rolle Europas, besonders in Anbetracht der vielversprechenden Forschungsergebnisse und -anstrengungen Chinas und des Silicon Valley. Prof. Roth forderte von Europa sich hierbei forcierter zu engagieren und mehr zu investieren. Überraschend und erheiternd für uns war, als wir uns mit den technischen Aspekten des maschinellen Lernens beschäftigten, dass das Computerspiel GTA5 gespielt wird, um genügend Situationen und demnach Daten zum Training der Modelle sammeln zu können. Die Daten aus dem realen Strassen-Alltag würden bei weitem nicht ausreichen, um den Datenbedarf zu decken. Besondere Brisanz erhielt die Diskussion, als das Gespräch auf Hacker kam, die sich ich in die Systeme einschleusen und Fahrzeuge von Aussen lenken könnten. Nicht nur individuelle Hacker stellen hier eine Gefahr dar, sondern auch autoritäre Staaten.
Die Geschwindigkeit mit der sich die Systeme entwickeln ist rasant, doch gibt es noch zahlreiche ethische, juristische und technische Fragen, die beantwortet werden müssen, bevor vollautonome Fahrzeuge auf europäischen Strassen anzutreffen sind. Prof. Roth sieht vollautonome Fahrzeuge in allerfrühestens zehn Jahren im alltäglichen Einsatz.
Hiermit bedanken wir uns nochmals herzlich bei Herr Prof. Roth für das hochinteressante Mittagessen und die Beantwortung all unserer (Laien-)Fragen!
Claudia Katharina Lanter, Stipendiatin 2019